Schlehdorn – Prunus spinosa

Schlehdorn – Prunus spinosa

Schlehdorn

Der Schlehdorn (Prunus spinosa) ist eines unserer wertvollsten Wildobstgehölze. Wir lieben seine duftenden Blüten im Frühjahr und seine herrlichen Früchte im Herbst. In diesem Beitrag erfahrt ihr die wichtigsten Details zu Botanik, Heilkunde und Kulinarik.


Pflanzenfamilie: Rosengewächse – Rosaceae, Unterfamilie – Spiraeoideae
Volksnamen: Schlehe, Schwarzdorn, Sauerpflaume, Reifzibarle, Heckendorn
Namensherkunft: Prunus bedeutet übersetzt „Pflaume“ und spinosa „dornig“

Boden & Standort

Der Schlehdorn gedeiht auf kalkhaltigen bis lehmigen Böden, aber auch auf steinigem bis felsigem Untergrund bis etwa 1500 m Seehöhe. Er bevorzugt warme, sonnige Standorte und wächst besonders gerne entlang von Waldrändern, Hecken und Gebüschen. Kultivierte Formen werden auch in Gärten gepflanzt.

Lebensform

Meistens kommt der Schlehdorn als bis zu drei Meter hoher Strauch vor. In einigen Fällen wird er auch größer und kann baumförmig wachsen. Unterirdisch neigt der Schlehdorn zur Ausläuferbildung. Brachliegende Wiesen können daher innerhalb weniger Jahre vollständig von Schlehensträuchern überwuchert werden. Da der Schlehdorn hohe Schnittverträglichkeit besitzt, wird er gerne zusammen mit anderen Heckenpflanzen wie Rotem Hartriegel, Liguster, Schwarzem Holunder etc. gepflanzt.
Er erreicht ein Lebensalter von bis zu 50 Jahren.

Pflanzenaufbau

Der Schlehdorn besitzt eine schraubige (= wechselständige) Blattstellung. Auch die Stellung der Knospen und der Triebe ist schraubig. Die eher kleinen, verkehrt-eiförmigen Laubblätter sind oft in Büscheln entlang der Vegetationspunkte angeordnet. Die Langtriebe des Schlehdorns sind mit zahlreichen Kurztrieben besetzt. Diese wiederum sind oft zu Sprossdornen umgewandelt, die wir als dornige Spitze am Ende des Kurztriebes finden.
Einjährige Triebe besitzen keine Sprossdornen, zwei und mehrjährige Triebe weisen bei vielen Exemplaren „lange Sprossdornen“ mit Knospen (Laubblatt- und/oder Blütenknospen) auf.
Ein besonderes Merkmal: Pro Knoten finden wir nicht nur eine Knospe, sondern oft drei Knospen über einer Blattnarbe vor. Die mittlere, etwas spitzere Knospe entwickelt sich in der Regel zu einem Spross, die zwei seitlichen eher rundlichen zu Blütenknospen. Der Schlehdorn blüht vor dem Austrieb der Laubblätter!

Blütensymmetrie: radiärsymmetrisch, 5-zählige Blüten
Blütenfarbe: weiß
Blütezeit: März bis April

Verwendete Pflanzenteile: Blüten und Früchte (=Steinfrüchte), Laubblätter, Rinden, Holz
Sammelzeit:
Blüten: März bis April
Früchte: September bis November
Junge Laubblätter: gleich nach dem Abblühen
Rinde: Frühling und Herbst

Inhaltsstoffen:
Blüten: Flavonoide (besonders Quercetin und Kämpferol), Gerbstoffe und Blausäureglykoside
Rinde: vor allem Gerbstoffe
Holz: ätherische Öle
Fruchtfleisch: Gerbstoffe, Bitterstoffe, Anthocyane, Vitamin C, Fruchtsäuren (Apfelsäure u.a.), Glykoside, Pektin, Rutin
Kerne: Eiweiß, Fette, Blausäureglykoside

Volksheilkunde

In der Volksmedizin wurde der Teeauszug aus Blüten, jungen Laubblättern, Rinden und Früchten bei vielen Beschwerden und Erkrankungen eingesetzt. Die enthaltenen Gerbstoffe wirken zusammenziehend (= adstringierend) und wirken stopfend. Früher wurden sie häufig bei Durchfall eingesetzt. Darüber hinaus besitzen sie harntreibende, abführende, fiebersenkende Eigenschaften.
Als Gurgelwasser kann der Schlehdorn bei Entzündungen des Mund- und Rachenraumes eingesetzt werden. Bekannt ist auch die immunstärkende Wirkung des Schlehdorn-Likörs, der auch eine kulinarische Delikatesse ist.
Ein besonderes Hausmittel ist ein Elixier aus Schlehenblüten im Frühjahr. Bei kurmäßiger Einnahme kann es das Immunsystem nachhaltig stärken und schmeckt auch noch vorzüglich.

Kulinarik

Bekannt ist die Schlehe vor allem aufgrund ihrer Früchte, die meist ab September geerntet werden.
Sie sollten einen starken Frost abbekommen haben, damit sie ihre Bitterkeit verlieren und verarbeitet werden können. Bei der Verarbeitung ist darauf zu achten, dass die Kerne der Schlehenfrüchte vom Fruchtfleisch getrennt werden, da sie Blausäureglykoside enthalten.

Schlehen schmecken intensiv herb-säuerlich-fruchtig. Sie eignen sich hervorragend für die Herstellung von Marmelade, Saft, Likör, Schnaps, Saucen oder Chutney. Ein bekanntes Getränk ist Schlehen-Gin.

Auch Schlehenblüten sind eine Delikatesse. Aufgrund der enthaltenen Blausäureglykoside haben sie ein leichtes Bittermandelaroma und eignen sich zum Aromatisieren von Sirupen, Likören, Joghurt, Smoothies, Tees und anderen Getränken, von Saucen und Süßspeisen. Vom übertriebenen Verzehr ist allerdings abzuraten, da sie in höheren Dosen auch abführend wirken können.

Hier findest du unsere köstlichen Schlehen-Rezepte:
Schlehen-Panna Cotta auf Schlehensauce
Schlehensaft
Schlehenkekse

Apfelmus mit Schlehenblüten

Sonstiges

Das Holz des Schlehdorns ist sehr hart. Es eignet sich sehr gut als Schnitzholz, zur Herstellung von Axtstielen und weiterem Werkzeug, vor allem aber für Gehstöcke. Der Schlehdorn gilt neben der Kirschpflaume (Prunus cerasifera) als Elternsippe der Kultur-Pflaume.

Verwechslungsgefahr mit anderen Pflanzen besteht vor allem im Winter mit Weißdorn (Crataegus sp.), eventuell mit Kreuzdorn (Rhamnus cathartica) und „Kriecherl“ (Prunus domestica subsp. insititia).

4 Antworten zu “Schlehdorn – Prunus spinosa”

  1. Gratuliere, toller Artikel, unser Interesse ist geweckt und möchten gerne eine Marmelade probieren.
    Haben sie dazu ein Rezept ? Und wie entkernt die Früchte am besten ?
    Danke im Voraus für ihre Bemühungen

    Mit lieben Gruß
    K. H. Schmid

    • Vielen Dank für den netten Kommentar! Wir freuen uns, dass Ihnen der Beitrag gefällt!
      Den Link zum Schlehenmarmelade-Rezept finden Sie am Ende des Blogbeitrags bei „Schlehenkekse“. Hier versteckt sich das Marmelade-Rezept.
      Was das Entkernen der Früchte anbelangt, so ist es am Besten, sie nach dem Kochen durch eine Flotte Lotte zu passieren. Das dauert zwar etwas, funktioniert aber ganz gut.
      Herzliche Grüße
      Das Abenteuer am Wegesrand

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