Die Quecke – ein Gras mit Potential

Die Quecke – ein Gras mit Potential

Kriechquecke

Bei all den Kräutern, die wir für kulinarische Zwecke und in der Volksmedizin verwenden, wird meist auf einen möglichen Einsatz von Gräsern, wie etwa der Quecke (Elymus sp.), vollkommen vergessen. Dabei haben uns Gräser viel zu bieten!

Ein Grund mag darin bestehen, dass verschiedene Arten von Gräsern nur schwer voneinander zu unterscheiden sind. Auch sind viele Gräser kaum erforscht.

Am Beispiel der Kriech-Quecke (Elymus repens) wird aber deutlich, dass Gräser durchaus interessante Einsatzmöglichkeiten besitzen. Der deutsche Name Quecke stammt von „queck“, das soviel wie „Zählebigkeit“ oder „Beständigkeit“ bedeutet. Umgangssprachlich kennt man die Quecke auch unter den Namen Beier.

Botanische Details und Standort

Die Quecke besitzt dünne, schmale, grüne bis blaugraugrüne Blätter. Ihr Blütenstand ist eine Ähre, ihre Hauptblütezeit reicht von Juni bis August. Die Pflanze bildet unterirdische Ausläufer (Rhizome), die in jeden Spalt eindringen und sich über große Flächen ausbreiten können. Egal, ob auf Äckern, in Blumen- und Gemüsebeeten, an Wegrändern, entlang von Eisbahnschienen, ruderalen Saumgesellschaften, sandigen und schottrigen Flächen – die Quecke ist ein Störflächenbewohner (Pionierpflanze)! In der Landwirtschaft und bei Gartenliebhabern erfreut sie sich aufgrund ihrer starken Tendenz zur Ausläuferbildung nicht gerade über allzu große Beliebtheit, denn selbst mit dem stärksten Spaten und durch noch so sorgfältiges Sieben der Beeterde ist es nahezu unmöglich, sie zu einzudämmen.

Inhaltsstoffe und Verwendung

Dieses Verhalten der Pflanze deutet allerdings auf einen hohen Gehalt teilungsfähiger Zellen mit wertvollen Inhaltsstoffen in den Rhizomen hin. Die Quecke enthält unter anderem Zuckerverbindungen
(z.B. 3-8 % Tricitin), Schleimstoffe (10 %), Saponine, Mineralstoffe (Kieselsäure, Kalium, Eisen…), Flavonoide, Eiweiß, Vitamin C und Carotin.

In Notzeiten wie im 2. Weltkrieg diente die Quecke bei uns als Nahrungsmittel. In einigen Ländern der ehemaligen Sowjetunion ist das Rhizom ein bekanntes Nahrungsmittel, das dort auch zur Alkoholgewinnung und als Kaffeeersatz genutzt wird.
Weiters werden die Rhizome in den Wintermonaten, zwischen September und März ausgegraben, gereinigt und frisch Suppen, Salaten und verschiedensten Gemüsegerichten beigefügt. Sie können aber auch getrocknet und als stärkehaltiges Streckmehl für Brote verwendet werden. Insgesamt besitzt die Quecke einen etwas erdigen, aber recht angenehmen Geschmack.

Auch volksmedizinisch findet das Rhizom der Quecke Anwendung: Es wirkt leicht harntreibend und antimikrobiell und kommt daher bei Harnwegsinfekten, Nierensteinen und zur Reinigung der Nieren zur Anwendung. Auch aufgrund ihrer blutreinigenden, stoffwechselanregenden und entzündungshemmenden Wirkung kommt das Rhizom vor allem als Teeauszug zum Einsatz. Die Quecke gilt auch als altes Hausmittel bei Rheuma und Gicht. Aufgrund des hohen Mineralstoffgehaltes (Kieselsäure!) werden Auszüge aus der Quecke bei verschiedenen Hautproblemen (Cellulite und Ekzemen etc.) und in der Naturkosmetik eingesetzt. Äußerlich kann die Quecke zur Behandlung von Wunden verwendet werden. Studien deuten auf eine sedative Wirkung des Rhizoms hin. Aufgrund des hohen Schleimstoffgehalts ist die Quecke auch bei Erkrankungen der oberen Atemwege eine interessante Heilpflanze.

Weitere Informationen und Links

Ein weiteres höchst interessantes Gras, das besonders durch seinen Duft auffällt, stellen wir im Blog-Beitrag „Das Gewöhnliche Ruchgras – Anthoxanthum odoratum“ vor.

Wenn ihr noch keine Experten im Erkennen unterschiedlicher Gräser seid, empfehlen wir euch, einmal an einem unserer Gräser-Workshops teilzunehmen, die im Sommer, zur Blütezeit der Gräser stattfinden.

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