Frischkäse aus Wildkräutern

Frischkäse aus Wildkräutern

Labkrautkäse

Man hat schon oft davon gehört, dass Käse früher mit pflanzlichem Lab und nicht mit Lab aus Kälbermägen hergestellt wurde. In diese Beitrag zeigen wir euch, wie ihr Frischkäse aus Wildkräutern wie Labkräutern oder Brennnesseln ganz einfach selbst herstellen könnt.


Labkräuter haben ihren Namen nicht zufällig, enthalten sie doch allesamt ein Enzym namens Chymosin, das die Dicklegung von Milch fördert. Im Bild ob links seht ihr das Klettenlabkraut (Galium aparine), das vor allem im Herbst, Winter und Frühjahr gut zu verwenden ist. Im Sommer wird Käse meist mit Echtem Labkraut (Galium verum), aber auch mit dem Wiesenlabkraut (Galium mollugo) hergestellt. Auch andere Wildpflanzen, wie zum Beispiel die Große Brennnessel (Urtica dioica) oder Distel-Arten eignen sich für dir Käseherstellung.

Im Handumdrehen kannst du so aus einem Liter Milch und einem Sträusschen Labkraut, Brennnesseln oder Disteln herrlichen Frischkäse aus Wildkräutern selbst herstellen. Das schmeckt nicht nur gut, sondern macht auch jedes Mal ein wenig stolz, weil man etwas Tolles geschaffen hat – zumindest uns geht es so.
Hier findest du unser ganz einfaches Rezept, das wir diesmal mit Echtem Labkraut gemacht haben:

Zutaten

  • – 1 l fette Kuh- oder Schafmilch, mindestens 3,5 % Fettgehalt
    (Schafmilch ist fetter und bringt daher mehr Käse. Je fetter die Milch, desto mehr Ausbeute. Der Käse schmeckt mit Schafmilch auch eindeutig am besten!)
    – 1 Sträußchen frisches Echtes Labkraut (ca. 7 Triebe von 20 cm Länge, mit oder ohne Blüten), auch Wiesenlabkraut, Klettenlabkraut oder Brennnessel können verwendet werden
    – 1 große Rührschüssel
    – 1 großes Sieb
    – 1 sauberes Mulltuch (Stoffwindel, Käsetuch)
    – 1 Messer
    – 1 Löffel

Zubereitung

– Die Milch in eine große Rührschüssel leeren und ganz leicht auf etwa 30 °C anwärmen. Anschließend die frischen Kräuter in die Flüssigkeit tauchen. Die Kräuter sollten in der Milch absinken.

– Nun deckt man die Mischung mit einem Geschirrtuch zu und stellt sie bei 30-40 °C im Backofen warm. Bei 40 °C erfolgt die Dicklegung der Milch erfahrungsgemäß rascher. Man kann den Käseansatz auch mit einem Tuch umwickeln und mit einer Wärmflasche (Thermophor) beschweren!
Die Milchmischung sollte nun in Ruhe gelassen und nicht mehr verrührt werden. Auch Zugluft solltest du vermeiden.

– Nach etwa 10 Stunden ist schon deutlich bemerkbar, dass sich um die Kräuter und am Schüsselrand kleine Klümpchen und Verdickungen bilden. Insgesamt sollte man den Ansatz etwa 15 Stunden stehen lassen.
Prinzipiell gilt: Je fetter die Milch ist, desto schneller geht es! Was die Menge der verwendeten Kräuter anbelangt, so sollte man weder zu wenig noch zu viel verwenden. Zu viel Lab macht den Käse bitter, zu wenig legt die Milch nur langsam dick. Die Mengenangabe von 7 Trieben passt gut für einen Liter Milch.

– Wenn die Milch fest gestockt ist entfernt man die Kräuter und seiht den Frischkäse in ein großes, mit einem Mulltuch ausgelegtes Sieb. Anschließen lässt man ihn abtropfen. Nach etwa zwei Stunden schneidet man den noch sehr weichen Käse vertikal mit einem Messer mehrmals der Länge nach durch. Dasselbe macht man in einem Winkel von 90 ° noch einmal. Man lässt den Frischkäse noch im Sieb, deckt ihn ab und lässt ihn noch ein bisschen weiter abtropfen.
Die entweichende Flüssigkeit ist Molke, die man trinken oder weiterverarbeiten kann.

– Nun kann man den Frischkäse noch mit weiteren Kräutern oder Salz würzen. Zuletzt presst man die Masse im Tuch leicht aus, sodass eine weiße Kugel entsteht. Die Konsistenz ist in etwa wie die eines Mozzarella, meist allerdings ein bisschen gröber.

Nach einigen Stunden hat der Frischkäse aus Wildkräutern eine angenehme weiche, aber schnittfeste Konsistenz und kann beliebig gewürzt und gegessen werden.

Wie es genau funktioniert, siehst du in unserem Video – viel Spaß!

Weitere Rezepte

Wie bereits erwähnt kann man Frischkäse mithilfe der unterschiedlichsten Pflanzen herstellen. Eine lange Tradition haben zum Beispiel Disteln zur Herstellung von Distelfrischkäse.

Ist euch euer erster Frischkäse gelungen und ihr sucht noch etwas leckeres zur Kombination?
Wir haben im Frühjahr süß-saure Haselkätzchen mit Ziegenfrischkäse kombiniert. Nicht nur ein Augenschmaus!

Wer auch noch ein Brot oder Gebäck selbst herstellen möchte um dem selbst gemachten Frischkäse eine gebührende Unterlage zu bieten findet auf unserer Seite bestimmt das passende.
Wir haben unter anderem Rezepte für Sauerteigbrot mit Lindenmehl, Körndlbrot mit Weißdornblättern oder Bärlauchsemmerl für euch erstellt.

13 Antworten zu “Frischkäse aus Wildkräutern”

    • Getrocknete Brennnesseln sind sehr bröselig und daher nicht so gut geeignet. Sie schmecken auch nicht ganz so gut.
      Jetzt gibt es aber schon wieder junge Brennnesseln – egal wie klein sie sind, es funktioniert!
      Viele Erfolg und liebe Grüße!

    • Hallo Blanka,

      ja, wir haben den Käse schon in verschiedenen pflanzlichen Varianten gemacht: mit Hafermilch, Mandelmilch und Sojamilch. Es funktioniert gut. Wichtig ist auch in diesem Fall, dass die pflanzliche Milch einen relativ hohen Fettgehalt hat. Dann funktioniert es schneller, und der Ertrag ist höher.
      Gutes Gelingen!

    • Man kann pflanzlichen Sahneersatz wie Hafer- oder Sojasahne beifügen. Der Ertrag ist allerdings immer geringer als bei Verwendung von tierischer Milch. Es funktioniert nicht immer gleich gut. Viel Erfolg damit!

  1. Liebe Frau Bachl-Hofmann,

    können Sie mir bitte die genaue Literaturquelle nennen, aus der Sie die Information entnommen haben, dass Labkraut Chymosin enthält?

    Vielen Dank und schöne Grüße!

    • Lieber Sven Lück,
      gerne! Ich habe es z.B. aus Fleischhauer, Steffen G., et al.: Enzyklopädie Essbare Pflanzen. 2000 Pflanzen Mitteleuropas…. 2013.
      Weiters aus: Bäumler, Siegfried: Heilpflanzenpraxis heute – Arzneipflanzenporträts. 3. Aufl., München: Elsevier, 2021.
      Schöne Grüße zurück!

  2. Vielen Dank für das tolle Rezept, das ich diese Woche mit getrockneten Labkraut Stängeln ausprobiert hab Ich habe diese in einen Teefilter gesteckt, der sich später gut rausnehmen lässt, wenn die Milch gestockt hat. Wir haben den Milchtopf statt ins Backrohr in den beheizten Boden unseres Joghurtbereiters gestellt, wo der Topf genau reinpasst. Nach 18 Stunden war der Frischkäse fertig und schmeckt prima. Nächstes Mal probieren wir mal Brennesseln aus, enthalten die die gleichen Enzyme wie Labkraut? Vielen Dank für die tollen Tipps und Anregungen

    • Hallo Matthias,
      vielen Dank für deinen Kommentar! So lernen wir auch wieder was dazu. Mit getrocknetem Labkraut haben wir den Käse noch nie gamcht, Teefilter klingt sinnvoll, weil die getrockneten Kräuter sonst wohl Krümel im Käse machen. Ein Joghurtbereiter eignet sich natürlich wunderbar.
      Was die Brennnesseln anbelangt: Am besten nur zarte Spitzen verwenden oder frische Triebe von Pflanzen, die gemäht wurden. Der Käse schmeckt mit Brennnesseln manchmal etwas strenger, vor allem mit solchen, die geblüht haben. Distelblüten wären eine gute Wahl – das funktioniert super und schmeckt gut!
      Viele Erfolg und schöne Grüße aus dem Wienerwald!

  3. Klingt sehr spannend! Muss es Rohmilch sein? Und bei der Vielfalt an dafür nutzbaren frischen Pflanzen müsste das ja außer im Winter fast immer funktionieren. Und im Winter greift man auf getrocknete Pflanzen zurück, richtig?

    Viele Grüße von Silke

    • Hallo Silke,
      es muss keine Rohmilch sein. Der Frischkäse funktioniert auch mit pasteurisierter und homogenisierter Milch. Die Milch sollte aber nicht „länger frisch“ sein, wenn möglich. Im Winter greifen wir auf frisches Klettenlabkraut zurück. Es wächst im Gegensatz zum Echten Labkraut im Winter. Auch das Wiesenlabkraut ist eigentlich immergrün und kann in der kalten Jahreszeit gut verwendet werden. Die grünen Triebe enthalten genügend Labenzym. Die Pflanzen müssen daher nicht blühen.
      Liebe Grüße
      Christina

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