Im Spätwinter zeigen sich bei einigen Baum- und Straucharten auffällige, hängende oder aufrechte Blütenstände, die aus botanischer Sicht als Kätzchen bezeichnet werden.
Die Kätzchen einiger Gehölzarten fühlen sich bei Berührung im geöffneten Zustand weich und angenehm samtig an – vergleichbar mit dem Fell einer Katze. Daher rührt die Bezeichnung „Kätzchen“ oder „Katzerl“.
Zu den Kätzchenblühern zählen sowohl Bäume als auch Sträucher. Sie blühen allesamt vor dem Blattaustrieb und werden über den Wind bestäubt. Da in dieser Zeit noch kein Laub vorhanden ist, kann der Wind den Pollen mit Leichtigkeit an benachbarte Bäume weitergeben. Die meisten Kätzchenblüher sind einhäusig (= beide Geschlechtsmerkmale befinden sich auf einer Pflanze), wobei männliche und weibliche Blüten aber aus unterschiedlichen Knospen hervorgehen. Dazu zählen die Birkengewächse (Betulaceae), die Buchengewächse (Fagaceae) und die Walnussgewächse (Juglandaceae).



Es gibt jedoch auch Pflanzenfamilien, deren Vertreter zweihäusig sind – so etwa die Weidengewächse (Salicaceae). Hier kennen wir Arten, deren Individuen ausschließlich männliche oder ausschließlich weibliche Blüten tragen.
Die Bildung von Kätzchenblüten stellt eine blütenökologische Anpassung dar, bei der die sogenannte Schauwirkung für Insekten reduziert wurde. Im Laufe der Evolution sind Kätzchenblüten bei verschiedenen Pflanzenfamilien entstanden, weshalb nicht alle Kätzchenblüher miteinander verwandt sind!
Was versteht man unter dem Begriff „Kätzchen“?
Kätzchen sind prinzipiell hängende, traubige oder ährige Blütenstände. Genauso wie Knospen werden sie schon im Sommer des Vorjahres angelegt.
Meist handelt es sich um sehr auffällige männliche Blütenstände (seltener auch um weibliche Blütenstände). In geschlossenem Zustand sind Kätzchen meist verhärtet, in geöffnetem Zustand fühlen sie sich weich an und hängen schlaff herunter.
Die weiblichen Blüten von Kätzchenblühern sind oft sehr klein und fallen meist nur bei genauerem Hinsehen auf.
Besonders auffällig sind die männlichen Kätzchen von Haseln (Corylus sp.), Birken (Betula sp.) und Erlen (Alnus sp.), die früh im Winter erscheinen und schon durch ihre Färbung gut voneinander unterschieden werden können.
So besitzen die Kätzchen der Hasel ein helles Gelbbraun und können bei höheren Temperaturen schon im Jänner aufbrechen. Die rötlich bis violetten Kätzchen von Schwarz- und Grau-Erle folgen im Februar, während die in höheren Lagen vorkommende Grün-Erle erst viel später, ab April zu blühen beginnt. Dabei sind ihre grünen Kätzchen eine Augenweide!
All die vorhin genannten Gehölze besitzen auffällige männliche Kätzchen, aber nur unscheinbare weibliche Blüten. Diese wenig auffälligen weiblichen Blüten zeigen sich in unmittelbarer Nähe der männlichen Kätzchen. Im Falle der Hasel sind sie mit kleinen, roten Narbenästen ausgestattet – also doch auch wieder auffällig!



Auch die Hainbuche (Carpinus betulus) blüht im Februar, während die Hänge-Birke (Betula pendula) meist erst im April zu blühen beginnt. Da beide Gehölze sowohl männliche als auch weibliche Kätzchen ausbilden, nehmen sie innerhalb der Birkengewächse eine besondere Stellung ein!
Die männlichen Kätzchen der Eichen-Arten (Quercus sp., Buchengewächse) haben im Vergleich zu den Birkengewächsen einen deutlich anderen Aufbau. Sie hängen zwar ebenfalls schlaff herunter, sind aber in der Mitte nur durch einen dünnen, grünen Stiel verbunden. Seitlich vom Stiel sitzen die mit Pollen beladenen Blüten in dichten Knäueln. Die weiblichen Blüten sind für ungeübte Augen nur schwer auszumachen. Sie liegen oft an den Triebspitzen und bilden kleine, ährenartige Blütenstände.
Im Spätwinter beginnen auch viele Weiden-Arten (Salix sp.) zu blühen. Dabei denkt kaum jemand daran, dass unsere heimischen Palmkätzchen (= Salweide, Salix caprea) eine Weiterentwicklung in Richtung Insektenbestäubung darstellen: Die weiblichen Blüten enthalten hier nämlich schon Nektar, um Blütenbesucher zu belohnen. Die nah verwandten Pappeln (Populus sp.), die sich ebenso wie Weiden durch Zweihäusigkeit auszeichnen, sind dagegen durchwegs windbestäubend. Dabei erscheinen die Kätzchen der Zitterpappel (Populus tremula) immer zuerst.
In unseren beiden Webinaren Knospenkunde: Bäume und Sträucher im Winter und Knospen heilkundlich und kulinarisch nützen erfährst du noch viel mehr über Knospen, Kätzchen und ihre vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten.
In unserem Blogbeitrag Kätzchen kulinarisch nützen kannst du dir ebenfalls interessante Tipps zur kulinarischen Verarbeitung von Kätzchen holen.

