Die Meisterwurz (Peucedanum ostruthium oder Imperatoria ostruthium) ist den Menschen schon lange als Heil- und Würzpflanze bekannt. In diesem Beitrag widmen wir uns den botanischen, heilkundlichen und kulinarischen Aspekten dieser großartigen Alpenpflanze.
Pflanzenfamilie: Doldenblütler – Apiaceae
Volksnamen: Kaiserwurz, Ostruz, Ostrutwurz, Haarstrang, Durstwurz, Rauschwurz, Bergwurz, Wurz aller Wurzeln uvm.
Boden & Standort
Man trifft die Meisterwurz vor allem in Gebirgsregionen und im Mittelgebirge auf Hochstaudenfluren, in Schluchten und Gebüschen an. In Europa ist sie von den Pyrenäen bis in die Alpen heimisch und an Standorten bis 2700 m Seehöhe zu finden.
Beschreibung
Die Meisterwurz gehört innerhalb der Pflanzenfamilie der Doldenblütler (Apiaceae) zu den Haarsträngen (Peucedanum). Im Gegensatz zu den meisten einheimischen Vertretern der Doldenblütler besitzt sie einfach gefiederte, dreizählige Laubblätter mit relativ großen Blättchen, deren Ränder gesägt bis doppelt-gesägt sind.
Der Blattstiel besitzt meist keine Einkerbung. Die Laubblätter sind im ausgewachsenem Zustand oft 30 bis 40 Zentimeter lang.
Die Meisterwurz wächst bis zu einem Meter hoch, ihr Stängel ist leicht gerillt, ihre ebenfalls gerillten Früchte besitzen Flügel.
Lebenszyklus: die Meisterwurz ist mehrjährig mit einem weit verzweigten unterirdischem Rhizomgeflecht zur Überwinterung und Speicherung von Nährstoffen.
Blütezeit: Juni bis August
Blütenfarbe: weiß bis rosa
Blütensymmetrie: meist sind alle Blüten radiär-symmetrisch
Blütenstand: Doppeldolde mit manchmal bis zu 50-strahligen Dolden, die Hüllblätter fehlen meist, Hüllchenblätter sind vorhanden.
Essbar/giftig: essbar, doch Vorsicht: durch Furocumarine wirkt die Pflanze photosensibilisierend
Inhaltsstoffe: Wurzel: enthält eine weiße Milch, deren Inhaltsstoffe Gerb- und Bitterstoffe, ätherische Öle, Ostin, Ostruthin, Furanocumarine, Flavonoide, Gummi und Harze sind
Verwendete Pflanzenteile: alle Pflanzenteile, besonders aber die Wurzel, die als heilkräftigster Teil der Pflanze gilt, gefolgt von den Samen
Sammelzeit:
Blätter: ab April
Blüten und Samen: Hoch- und Spätsommer
Wurzel (Rhizom): von Herbst bis Frühjahr
Heilkunde
Im Mittelalter galt die Wurzel der Meisterwurz als Allheilmittel. Wegen der enthaltenen Bitterstoffe wurde sie in erster Linie bei Magen-Darm-Erkrankungen verwendet, nicht nur als Tee, sondern oft auch in Form von Schnaps oder Likör.
Alle Pflanzenteile wirken stoffwechselanregend, immunstimulierend und appetitanregend. Die Meisterwurz kam früher häufig auch gegen Rheuma, Gicht und bei Fieber zum Einsatz. Bei Bronchitis und Asthma inhalierte man mit dem heißen Teeaufguss. Bei hohem Blutdruck und zur Vorbeugung gegen Schlaganfall wurde die Meisterwurz gekaut.
Bekannte Hausmittel waren auch Wundpflaster mit verschiedenen Pflanzenteilen. Meist verwendete man als Auflage das zerkleinerte und mit Mehl und Wasser vermischte Rhizom. Zugsalbe aus der Meisterwurz wurde als Auflage bei eitrigen Wunden verwendet.
Kulinarik
Alle Teile der Pflanze duften sehr aromatisch-würzig und sind kulinarisch verwendbar.
Am bekanntesten ist die kulinarische Anwendung der Wurzel, aber auch Blätter, Blüten und Samen eignen sich sehr gut zum Würzen von Speisen.
Es empfiehlt sich, sämtliche Teile der Meisterwurz aufgrund des intensiven Aromas dosiert und als Würzmittel zu verwenden, nicht unbedingt als Hauptmahlzeit.
Sämtliche Pflanzenteile passen gut in Suppen, Saucen, Aufstriche und Butter, eignen sich zum Aromatisieren von Ölen, Sirupen, Pestos oder als Trockengewürz. Aufgrund des intensiven Aromas sind Kräutersalz und Suppenwürze mit Meisterwurzblättern, -blüten oder -samen besonders aromatisch. Selbst Süßspeisen wie Mus oder Kaiserschmarrn kann man mit Meisterwurz verfeinern.
Die Wurzeln der einjährigen Pflanzen passen gut in Gemüsesuppen, Aufläufe und Strudel. Man kann sie, fein geschnitten, zu Chips braten oder Weine, Liköre und Schnaps damit ansetzen.
Bei unseren Vorfahren im Alpenraum war die Meisterwurz im Übrigen als Durstlöscher und unter dem Namen „Durstwurz“ bekannt: War man den ganzen Tag unterwegs, so kaute man zwischendurch ein Stück Meisterwurz. Angeblich verspürte man dann keinen Durst und blieb viel länger bei Kräften.
Sonstiges
In den nordischen Ländern war die Meisterwurz im Altertum eine hochgeschätzte Kultpflanze. Die Meisterwurz hat seit alters her den Ruf, ein starkes Aphrodisiakum zu sein und wurde häufig als libido- und potenzförderndes Mittel verwendet.
Weitere Rezepte
Wenn ihr euch selbst an einem Meisterwurz-Rezept versuchen wollt, verraten wir euch hier das Rezept für Unseren Meisterwurz-Schnaps.
Eine weitere sehr aromatische Pflanze, deren Rhizom wir ebenfalls gerne verarbeiten ist die Engelwurz. Beispielsweise zu Engelwurz-Aperitif mit kandierter Engelwurz oder Engelwurzschnitten.
Liebe Christina, vielen Dank für diesen schönen Text der Meisterwurz. Bei uns im Villgratental wächst sie ja sehr gut. Ich finde es immer sehr interessant was ich alles finde über die Heilkraft der Meisterwurz. Ich verwende sie schon lange, im Salz, Tinktur, Salbe, Seife. Im Villgratental wird sie zum Räuchern in den Raunächten verwendet und danach nicht mehr. Im Sommer wenn wir auf die Alm ziehen mit unserem Vieh, lege ich gern eine Wurzel auf den Holzofen zur Begrüßung. Deine, eure Beiträge lese ich stets gern! Liebe Grüße aus dem Villgratental, Katharina Weitlaner
Liebe Katharina,
viele Dank für die liebe Nachricht an uns! Die Meisterwurz ist uns beiden sehr ans Herz gewachsen.
Wir wohnen zwar nicht in den Bergen, aber wenn wir eine Stunde fahren, finden wir sie schon.
Die Meisterwurz ist unserer Ansicht nach eine besonders mächtige und großartige Pflanze. Man können noch viel mehr über sie schreiben… Wir nutzen sie auch sehr gerne für Salben, Balsame, Likör und kulinarisch auf verschiedenste Art, und natürlich zum Räuchern.
Deine Beiträge sind übrigens auch immer ein Genuss!
Liebe Grüße von uns Beiden!