Heimische Nadelgehölze – botanisch, heilkundlich und kulinarisch

Heimische Nadelgehölze – botanisch, heilkundlich und kulinarisch

Nadelgehölze

Heute stellen wir euch kurz die wichtigsten heimischen Nadelgehölze –  Fichte, Tanne, Europäische Eibe, Lärche, Schwarz- sowie Waldkiefer – botanisch, heilkundlich und kulinarisch vor.

Unter den Nadelhölzern besitzen die Kieferngewächse (Pinaceae) besondere Bedeutung. Alle Arten dieser Pflanzenfamilie sind windblütig und bilden männliche und weibliche Blütenstände auf einer Pflanze aus (= einhäusig). Die männlichen Blütenstände fallen nach der Blüte ab, die weiblichen Blütenstände entwickeln sich im Laufe des Sommers zu Zapfen.

Das Harz all dieser Gehölze wird seit der Antike volksmedizinisch für die Herstellung von Wund- und Heilsalben verwendet.
Frische Triebspitzen und Nadeln enthalten eine Vielzahl an ätherischen Ölen, die bei Atemwegserkrankungen, Gicht und Rheuma und zur Muskelentspannung eingesetzt werden. Auch Franzbranntwein zum Einreiben bei Verspannungen enthält nach wie vor Auszüge aus Nadeln. Besonders hervorzuheben ist die keimtötende Wirkung von Nadeln, Harz und Holz aller heimischer Nadelbäume. Die Gemmotherapie nutzt die zarten, jungen Sprosse zur Herstellung von Mazeraten.

Fichte

Die immergrüne Gemeine Fichte (Picea abies) wird im Volksmund auch als Feidn oder Fichtn bezeichnet. Ihre Rinde ist im jungen Entwicklungsstadium braunschuppig mit rötlichem Teint. In fortgeschrittenem Alter wird sie grobrissiger. Die Fichte liebt feuchtes und kühles Klima. Aufgrund ihres raschen Wuchses und der vielseitigen Einsatzmöglichkeiten ihres Holzes wurde sie auch in flacheren und wärmeren Regionen in Monokulturen gepflanzt. Die Folge sind schwere Schädlingsbefälle!

Wer in einen Fichtenzweig greift spürt rasch die eckigen, zugespitzten dunkelgrünen Nadeln. Ein weiteres Erkennungsmerkmal sind die rund um den Zweig angeordneten Nadeln. Fallen die Nadeln ab, bleibt auf dem Zweig ein kleiner Höcker erhalten, der sich beim Anfassen rau anfühlt. Fichtenzapfen sind länglich und mit zunehmender Reife abwärts gerichtet.

Das aus den Nadeln gewonnnene ätherische Fichtennadelöl wird bei unter anderem bei Atemwegserkrankungen und rheumatischen Beschwerden eingesetzt.

Tanne

Unsere einheimische Tanne (Abies alba) besitzt im Gegensatz zur Gemeinen Fichte eine glatte, hellgraue, leicht silbrige Rinde, die mit zunehmendem Alter immer grobrissiger wird. Daraus rührt der bekannte Name „Weißtanne“. Während die Krone bei Fichten auch im Alter pyramidenartig geformt bleibt, bildet die Tanne bei ausreichend Platz und gesunder Entwicklung eine storchennestartige Krone aus. Im Gegensatz zur Fichte kann die Krone einer Tanne dicht mit Misteln durchsetzt sein.
Da die Tanne forstwirtschaftlich wenig gefördert und in jungem Zustand häufig von Wild verbissen wird, gilt sie als mittlerweile als gefährdete Pflanzenart!

Die Tanne ist immergrün und besitzt flachgedrückte Nadeln, die im Vergleich zur Fichte waagrecht am Zweig angeordnet und am Ende abgerundet sind. Ein gutes Erkennungsmerkmal sind die beiden Wachstreifen auf der Unterseite der Nadeln. Außerdem stehen die Zapfen bei der Tanne immer aufrecht.

Wie die Fichte enthält auch die Tanne in ihren Nadeln ätherische Öle, deren Einsatzgebiete mit denen der Fichte vergleichbar sind. Junge Triebspitzen wurden – ebenso wie bei der Fichte – vor allem früher aufgrund ihrer Vitamine (Vitamin C) und Mineralstoffe zur Deckung des Vitaminbedarfs eingesetzt.

Verwechslungspflanze: Europäische Eibe

Die Tanne könnte mit der Europäischen Eibe (Taxus baccata) verwechselt werden. Das Holz der Eibe wurde aufgrund der sehr guten Bearbeitungseigenschaften über Jahrhunderte hinweg sehr geschätzt. Dadurch wurde die Eibe in ihrem Bestand stark dezimiert. Heute zählt die Eibe in Österreich zu den geschützten Arten. Alle Pflanzenteile der Eibe sind mit Ausnahme der fleischigen Fruchthülle (roter Arillus) stark giftig. Auch der Kern im inneren des Fruchtfleisches ist giftig! Die Eibe wächst meist strauchartig. Auf der Unterseite ihrer Nadeln befinden sich im Gegensatz zur Tanne keine Wachsstreifen!

Lärche

Die Europäische Lärche (Larix decidua) ist der einzige heimische sommergrüne Nadelbaum. Die bräunlich bis leicht rötlich oder gräulich gefärbte Rinde wird mit zunehmendem Alter sehr grobrissig. Die Krone ist je nach Standort unregelmäßig pyramidenförmig oder kegelförmig geformt.

Die Knospen der Lärche sitzen auf mit zylindrischen Schuppen bedeckten Kurztrieben. Im April sprießen aus ihnen zahlreiche in dichten Büscheln rosettenartig angeordnete Nadeln (= Blätter) Die jungen Blätter (= Nadeln) sind ca. ½ Millimeter breit, hellgrün, am Ende abgeflacht und zugespitzt. Auffällig sind die weiblichen Blüten, die als rosa nach oben wachsende Zapfen erscheinen. Die männlichen Blütenstände sind unscheinbar gelblich braun.

Heilkundlich ist die Lärche unter anderem aufgrund des wertvollen Lärchenterpentins berühmt, das seit dem Altertum zwischen Mai und September aus dem frischen Harzsaft des Baumes gewonnen wird. Lärchenterpentin enthält neben Harzen auch ätherisches Öl und wirkt desinfizierend, entzündungshemmend und wärmend.

Kulinarische Infos zur Lärche samt Rezept findest du hier: Die Lärche kulinarisch -Lärchen-Haferkekese

Schwarzkiefer

Die Schwarzkiefer oder Schwarzföhre (Pinus nigra) kommt in Österreich nur im südlichen Niederösterreich und in den Karawanken in kleinen, zusammenhängenden Beständen vor.
Kiefern sind sehr robuste, immergrüne Nadelbäume. Die männlichen Blüten sitzen bei Kiefern an den Enden der Langtriebe, die weiblichen Blüten erscheinen seitlich an untergeordneten Seitenästen. An den Zweigen wachsen immer zwei mehrjährige Nadeln gemeinsam aus einer Nadelscheide und bilden einen Kurztrieb. Ihre Länge von oft mehr als 10 cm und die Ausprägung der grünen Farbe sind ein wichtiges Erkennungsmerkmal. Die Borke der Schwarzkiefer ist am gesamten Stamm dunkel.

Das Harz der Schwarzkiefer, umgangssprachlich als „Pech“ bezeichnet, wird direkt durch Verletzung der Rinde am Stamm gewonnen. Die Gewinnung ist mit viel Aufwand verbunden und erfordert ein hohes Maß an Wissen und Geschicklichkeit. Das „Pechern“ ist in Österreich heute noch ein anerkannter Berufstand.

Aus dem Harz wird unter anderem Terpentin und Kolophonium gewonnen. Beides eignet sich für zahlreiche Einsatzgebiete, wie für die Naturkosmetik. Balsame aus dem Harz wirken bis in tiefere Hautschichten hinein!

Waldkiefer

Die Waldkiefer (Pinus sylvestris) ist nahe mit der Schwarzkiefer verwandt. Man kennt sie auch unter dem Namen Rotföhre oder unter den umgangssprachlichen Namen Fohra. Wie die Schwarzkiefer besitzt die Waldkiefer ebenfalls Kurzsprosse mit zwei Nadeln, die aber deutlich kürzer sind und maximal 7 Zentimeter lang werden. Sowohl bei der Schwarzkiefer als auch bei der Waldkiefer stellt der Pollen von den männlichen Blütenständen eine wertvolle Pollenquelle für Wild- und Honigbienen dar.  Die eikegeligen Zapfen sind deutlich kleiner als jene der Schwarzkiefer. Anfangs sind diese grün gefärbt, werden aber im Laufe des Jahres holzig.

Ihre Einsatzgebiete sind eigentlich ident mit denen der Schwarzkiefer, wobei die Inhaltsstoffe der Schwarzkiefer besser erforscht sind.

Hier findest du weitere Blog-Beiträge mit köstlichen Rezepten zu Lärche, Fichte und Kiefer

Haferkekse mit frischer Lärche
Kiefern-Cookies
Fichtensirup
Betrunkene Fichte
Fichtennadel-Sahne-Karamell-Bonbons
Fichtennadelgelee

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert